Die Geschichte der Firma Solaris Bus & Coach geht auf das Jahr 1994 zurück: Am 2.8. eröffnete Krzysztof 
        Olszewski in Warschau die Handelsvertretung der Firma Neoplan unter dem Namen "Neoplan Polska Sp. z o. o." ("Neoplan Polen 
        GmbH"). Schon im folgenden Monat konnte die neue Firma ihre erste Bestellung melden, und zwar für den ersten Niederflurbus in Polen - einen 
        Neoplan N 4020 für den Warschauer Stadtverkehrsbetrieb.
  
        
        Im September 1995 schloss sich dann der erste größere Auftrag an: Nach erfolgreicher Bewerbung im Zuge einer
        Ausschreibung lieferten Neoplan Polska und MAN gemeinsam insgesamt 122 Busse für Posen (Poznań), von denen wiederum Neoplan 72 Einheiten in 
        9-, 12- und 15-Meter-Version herstellte. Die Montage der Wagen erfolgte in der am 5. September 1996 eröffneten Fabrik in Bolechowo-Osiedle 
        (Bernau) bei Posen. Bald kamen weitere Aufträge hinzu und bis 1999 verliessen insgesamt 467 Fahrzeuge der Neoplan-Modelle N 4009, 
        N 4010, N 4016, N 4020 und N 4021 sowie von dem etwas modernisierten Typ K 4016 das Werk und wurden ausschliesslich innerhalb Polens 
        verkauft.
  
        
        Die Firma Neoplan versuchte gleichzeitig, auch die (wenigen) polnischen Obus-Verkehrsbetriebe für ihre Wagen
        zu interessieren. Allerdings fand diese Absicht zum Beispiel beim Verkehrsbetrieb der Stadt Lublin wenig Anklang, obwohl dieser - ab 1996 - 
        zu einem Großabnehmer der Neoplan-Busfamilie zählte. Ursache für das scheinbare Desinteresse war vor allem die Ansicht, sich mit Obussen 
        veralteter Technik (auf Basis der Jelcz-Dieselbusse) begnügen zu können. Dies änderte sich erst mit dem Auftauchen der ersten Obusse der 
        neuen Solaris-Fahrzeugfamilie.
  
        
        Die Premiere dieser neuen Busfamilie erfolgte am 4. September 1999 als der Fachwelt die Modelle Solaris 
        Urbino 12, Urbino 15 und Urbino 18 vorgestellt wurden. Diese modernen Fahrzeuge waren im eigenen Konstruktionsbüro entwickelt worden. Die 
        attraktive und sich von manch anderen Fabrikaten unterscheidende Gestaltung der Karosserien entstammte dabei einem Entwurf der deutschen 
        Designerfirma IFS Design. Zum Symbol des neuen Produktes wählte man einen Dackel, der seit dieser Zeit charakteristisch für die 
        Solaris-Busse ist.
  
        
        Im Dezember 1999 verkaufte Neoplan Polska 30 Prozent ihrer Anteile an die Gottlob Auwärter GmbH. Man hoffte,
        mit deutscher Unterstützung die Produktion erhöhen und stärker in ausländische Märkte vorstossen zu können. Diese Pläne scheiterten indes, 
        weil die Firma Gottlieb Auwärter GmbH ihrerseits durch MAN übernommen und in die neue Neoman-Gruppe integriert wurde. In Konsequenz dessen 
        kaufte man die früheren Anteile wieder zurück und firmierte ab 1. September 2001 als "Solaris Bus & Coach Sp. z o.o.".
        Fast genau ein Jahr später - am 6. September 2002 - konnte das Unternehmen eine neue Generation der "Urbinos" vorstellen. Ihr folgte zwei 
        Jahre später - am 4. September 2004 - und damit gerade rechtzeitig zur 60. Internationale Automobil-Ausstellung der Nutzfahrzeuge in Hannover
        die dritte.
  
        
        Etwa zur gleichen Zeit kam es innerhalb des Unternehmens zu wichtigen organisatorischen änderungen: 
        Am 28. April 2005 konnte der Firmengründer Krzysztof Olszewski nach Rückkauf der der Kreditbank gehörenden Geschäftsanteile wieder die 
        vollkommene Kontrolle über das Unternehmen erringen. Er wandelte die Firma zum 1. Juli 2005 in eine Aktiengesellschaft um und sie firmiert 
        seitdem als "Solaris Bus & Coach S. A.".
  
        
        Die Entwicklung des Unternehmens in neue Produkte verläuft stetig und führt auch zur Ausweitung der 
        Produktionsanlagen. Ein wichtiges Ereignis war dabei die Inbetriebnahme einer neuen Produktionshalle am Standort Bolechowo am 4. April 2006. 
        Bis zum 30.11.2007 hat Solaris Bus & Coach S. A. insgesamt 3309 Stadtbusse und 331 Obusse verkauft.
  
        
        KURZE GESCHICHTE DES OBUSBAUES
  
        
        Noch Neoplan Polska versuchte in den 1990er Jahren die drei polnischen Verkehrsbetriebe mit Obus-Abteilungen 
        für seine Produkte zu interessieren. Beim Verkehrsbetrieb der Stadt Lublin, der zahlreiche Neoplan-Dieselbusse gekauft hatte, fand sich kein 
        Interesse. Hier setzte man weiterhin auf veraltete Technik mit einem geringen Anteil Elektronik (Thyristoren bzw. IGBT) und verwendete meist 
        mittelflurige Jelcz-Omnibusse, die man in eigener Werkstätte in Obusse umbaute. ähnlich war es beim Obusbetrieb in Gdingen (Gdynia) mit 
        primitiven rheostatischem Antrieb. Bei dritten (kleinsten) polnischen Obusbetrieb in Tichau (Tychy) drohte die Stilllegung, so dass man über
        neue Obusse gar nicht erst nachdenken wollte.
  
        
        Die "Wende" kam erst mit dem Erscheinen der Solaris-Busfamilie. Nun entschloss sich der Obusbetrieb in 
        Gdingen für Solaris-Obusse. Die Endmontage der elektrischen Ausrüstung erfolgte in den dortigen Werkstätten der Firma Trobus, die aus der 
        früheren Obus-Hauptwerkstatt hervorgegangen war und die über jahrzehntelange Erfahrung im Umbau von Dieselbussen in Obusse verfügte.
  
        In diesem Wagen fand eine neue, noch im Ende der neunzigen Jahren von dem Elektrotechnischen Institut in 
        Warschau entwickelte Obus-Ausrüstung mit IGBT-Gleichstromtechnik Verwendung. Sie wurde von der Firma Woltan hergestellt und fand bisher 
        Einbau in knapp vier Jelcz-Wagen: drei in Lublin und einen in Gdynia.
  
        
        Die Vorstellung des ersten Solaris-Obusses erfolgte am 11. März 2001. Sein Name 
        "TROLLINO" schien gelungen zu sein. Es ist aus dem Wort 
        "TROLEJBUS" (polnischen Trolleybus) und Omnibus-Typenname "URBINO" entstanden.
  
        
        Schon knapp drei Monate später folgten zwei weitere Solaris-Obusse, und zwar für die lettische Hauptstadt 
        Riga. Sie besitzen erstmals Drehstromantrieb der ungarischen Firma Ganz Transelektro Közlekedési Kft aus Budapest.
  
        
        Ebenfalls in 2001 fand die IGBT-Gleichstromtechnik von Woltan in drei neuen Wagen für die Stadt 
        Gdingen - mit einer Anzahl von Modifizierungen gegen den zuerst gelieferten Wagen - wieder Verwendung. Im Jahr 2002 konnte die Firma Trobus 
        nur einen einzigen Obus herstellen, nun für den kleinen Betrieb in Tichau. Kurz danach ging das Unternehmen in Konkurs und damit war 
        auch die erste Phase der Produktion von Trollino-Obussen mit insgesamt fünf Fahrzeugen beendet.
  
        
        Zwischenzeitlich trat jedoch ein neuer Hersteller von Obussen auf den Plan: Die Verkehrsbetrieb der 
        tschechischen Bergbau- und Hüttenstadt Mährisch Ostrau (Ostrava), als Vertreter der Firma Solaris in der Tschechischen Republik seit dem 
        Jahr 2001 tätig, rüsteten einen Obus mit Gleichstromtechnik der Firma Alstom aus. Seine Indienststellung erfolgte am 3. Mai 2002 zunächst in 
        der nahe Ostrava gelegenen Kleinstadt Troppau (Opava) anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des dortigen Obusbetriebes. Noch während der 
        Probefahrten hatte man das Fahrzeug übrigens zu den Feiern des 50-jährigen Obus-Jubiläums in Teplitz-Schönau in Nordböhmen (Teplice) 
        kurzfristig "beurlaubt".
  
        
        Die nächsten beiden in Mährisch Ostrau hergestellten Obusse gehörten zu Typen 
        T12 und T15 und besassen nun einen Wechselstrom-Antrieb. Dessen Hersteller Alstom war nun in "Cegelec" umbeannt worden. Die 
        beiden Wagen erhielten die Nummern 3601 und 3701. Der erstere Wagen war dabei auch der erste 15-Meter-Obus der 
        Welt und seine Premiere in Mährisch Ostrau fand am 15. März 2003 statt.
  
        
        Im Jahr 2002 war noch ein anderer Obus gebaut worden: Seine elektrische Ausrüstung stammte vom rumänischen 
        Hersteller Astra. Er sollte angeblich für die Verkehrsbetrieb der rumänischen Hauptstadt Bucharest bestimmt sein, wurde dort jedoch nie in 
        Betrieb gesehen. Nach Eintritt der französischen Irisbus in den rumänischen Markt wurden die Arbeiten an diesem, durchaus konkurrenzfähigen 
        Projekt offenbar gestoppt. Es ist zu vermuten, dass das Fahrzeug irgendwo im Verborgenen auf seinen Einsatz wartet...
  
        
        Gegen Ende 2002 baute man die erste größere Serie von Solaris-Obussen, und zwar zehn Fahrzeuge vom Typ T 12 
        für die estnische Hauptstadt Tallinn (dortige Reihe 315-324). Zugleich bemühte sich die Firma Ganz um einen Grossauftrag der lettischen 
        Hauptstadt Riga. Diese beabsichtigte zunächst den Kauf von 100 Gelenk- und 50 Solo-Obussen. Infolge von Streitigkeiten über die Ausschreibung
        mit dem Mit-Konkurrenten Škoda verzögerte sich die Lieferung beträchtlich und der Lieferumfang änderte sich in ausschliesslich 
        Gelenkwagen. Die erste Rate von 25 Wagen vom Typ 18 konnte daher erst im Laufe des Jahres 2004 in Dienst gestellt werden.
   
        
        Erfolgreicher war Ganz dagegen in anderen Ländern:  In den Jahren 2003 und 2004 gingen weitere Obusse
        nach Tallinn: fünf Gelenkwagen und acht weitere Solobusse, ferner 30 Gelenk-Obusse nach Rom und zehn Solo-Obusse nach Neapel. Mit drei 
        weiteren Obussen in die schwedische Kleinstadt Landskrona am öresund starteten mit den Ganz-Solaris-Wagen nach 39 Jahren Pause in Schweden 
        wieder Obusse im Stadtverkehr.
  
        
        Auch im Heimatland Ungarn konnte Ganz "punkten": Die Budapester Verkehrsbetriebe BKV nahmen sechs 
        Solo-Obusse in Betrieb und das im Osten gelegene Debreczin (Debrecen) stellte gleich zehn gleichartige Wagen in 
        Dienst. Die Budapester Wagen sind dabei mit zusätzlichen Batterien, fünf der Debrecener Fahrzeuge mit kleinen Dieselmotoren versehen, um auch 
        kurze Strecken ohne Fahrleitungen befahren zu können. Mit diesen Lieferungen war allerdings das Obus-Kapital der Firma Ganz weitgehend 
        erschöpft. Finanzielle Schwierigkeiten - schon gelegentlich der Ausschreibung der Rigaer Lieferung aufgetreten - verstärkten sich im Laufe 
        des Jahres 2005. Die Herstellung von Obussen musste daher aufgegeben werden und nur acht Wagen der Bestellung aus Riga konnte man 
        fertigstellen. 17 von Solaris bereits gelieferte Karosserien für Riga sowie je zehn für Budapest und Debreczin standen bis Ende 2006 
        halbfertig auf dem Werksgelände von Ganz in Budapest. Dem Insolvenz-Verwalter gelang es schliesslich, diese an die Nachfolge Firma 
        Ganz-Škoda GmbH zu verkaufen. Unter neuer Regie konnte man 2007 die Fahrzeuge endlich fertigstellen, nun allerdings mit völlig anderer 
        elektrischer Ausrüstung von Škoda.
  
        
        Auch die Werkstätten der Verkehrsbetriebe Mährisch Ostrau (DP Ostrava) nutzen zu gleicher Zeit ihre 
        Markt-Chance: An den kleinen Obusbetrieb im nahen Troppau konnte man weitere Wagen liefern. Die Vorführfahrt des Ostrauer Obusses 3703 in den
        drei schweizerischen Städten Lausanne, Genf und La Chaux-de-Fonds im Oktober 2003 hatten zur Lieferung von sieben Wagen an die letztgenannte
        Stadt sowie zehn weiteren an die Verkehrsbetriebe in Winterthur geführt.
  
        
        Die Präsentation des Ostrauer 15m-Obusses 3601 bei den Obusbetrieben in Litauen und Lettland im Sommer 2004
        zogen größere Bestellungen nach sich: 45 gleichartige Wagen für Wilna (Vinius) in den Jahren 2004-2006 konnten gebucht und ausgeliefert 
        werden.
  
        
        2006 ergab sich auch eine Lieferung von fünf Solo-Obussen für den tschechischen Verkehrsbetrieb 
        Komotau-Gurkau (Chomutov-Jirkov) in Nordböhmen. Daneben stellte DP Ostrava in den Jahren 2003-2006 noch 16 Antriebe her, die in Wagen für die
        polnischen Obusbetriebe in Gdingen und Tichau eingebaut wurden. Gdingen erhielt hiervon 14, das kleine Tichau die restlichen zwei Wagen.
  
        Gleiche Antriebe bekamen auch 42 Solo-Obusse für das litauische Kauna (2006/2007 geliefert) und zwei solche 
        Fahrzeuge für das italienische San Remo, die ursprünglich von Ganz ausgerüstet werden sollten. 
        Im Sommer 2007 gingen auch die ersten sieben T12-Obusse nach Tallinn (Gesamtlieferung von 28 T12- und T18-Wagen, die über vier Jahre verteilt
        wird).
  
        
        Zwei besondere Obusse entstanden 2006 in Tichau: Zwei fabrikneue T12-Karrosserien erhielten in der Werkstatt 
        der dortigen Verkehrsbetriebe TLT die Widerstand-Elektrik, aus älteren Jelcz-PR110E-Obussen bekannt, obgleich größtenteils aus fabrikneuen 
        Teilen. In 2008 soll ein gleichartiger dritter Wagen in Dienst gestellt werden.
  
        
        Eine "verschlungene" Lebensgeschichte besitzen auch zwei andere, 2007 bei DP Ostrava komplettierte 
        T12-Obusse: Ursprünglich sollten sie in die bulgarische Hauptstadt Sofia geliefert werden. Nachdem der Besteller diese nicht annehmen wollte, 
        übernahm je ein Wagen der polnische Verkehrsbetrieb Gdynia (Gdingen; dort Wagen 3009) und der tschechische Verkehrsbetrieb DP Opava (Troppau;
        dort Wagen 99).
  
        
        Im Jahr 2007 wurde im Solaris-Werk endlich auch der erste Obus komplett montiert: Es handelt sich um einen 
        Prototyp mit einem Antrieb der polnischen Firma Medcom. Der im roten Anstrich der Verkehrsbetriebe MPK Lublin 
        lackierte Wagen absolvierte dort seine Testfahrten. Zwei fabrikneue Solaris-Karosserien erwarb MPK 2007 und wurde sie in eigener Werkstätte 
        mit Medcom-Ausrüstungen versehen. Damit sind ab 21. Dezember d.J. erstmals zwei Solaris-Obusse in dieser südöstlich von Warschau gelegenen 
        polnischen Großstadt planmässig im Verkehr. Auch der Prototyp ist in Lublin geblieben und läuft mit vorläufigem Betriebsnummer 900.
  
        Bis Ende 2007 wurden damit 334 Trollino-Obusse hergestellt: 183 vom Typ T12, 102 vom Typ T18 und
        49 vom Typ T15. 333 Obusse verkehren in 18 Städten in neun europäischen Ländern. Ein Wagen (Astra-Prototyp) verblieb im Werkseigentum; sein 
        Verbleib ist unbekannt.
  
        
        An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass die Solaris-Obusse verschiedene Typen-Bezeichnungen erhielten, die 
        mehr der Praxis der verschiedenen Hersteller entspringen als dass sie den jeweiligen Baumustern zuzuschreiben sind. Die Wagen sind entweder 
        von Solaris Bus & Coach selbst, von Solaris Czech oder von Ganz (später von Ganz-Škoda) vertrieben worden. Die Wagen der letztgenannten 
        Firmengruppe sind als "Solaris Ganz", "Ganz" bzw. als "Ganz-Škoda" bezeichnet.
  
        
        Zu den werkseigenen Bezeichnungen "Trollino 12", "Trollino 15" und "Trollino 18" kommen bei den Obussen mit 
        Cegelec-Ausrüstungen noch die Buchstaben "AC" hinzu. Diese Zusatz-Buchstaben deuten auf Wechselstromtechnik hin. Bei den 
        vergleichbaren, ebenfalls mit dieser Technik ausgestatteten Obussen von Ganz bzw. Ganz-Škoda gab es diese Zusatz-Buchstaben allerdings 
        nicht, bei Medcom dagegen - "M". Um alle möglichen Missverständnisse zu vermeiden, bezeichnet man daher alle Obusse - ungeachtet von 
        Hersteller, Montageort und Traktionsart, einfach als "T12", "T15" und "T18". Bauart-Einzelheiten der jeweiligen Typen werden an 
        entsprechenden Stellen beschrieben. |